Donnerstag, 7. Oktober 2010

Blogosphäre in der Krise

Maingold-Blogger Marius hat in einem Beitrag auf die Krise in der Blogospähre hingewiesen: Am Krankenbett der Blogosphäre – oder von der fehlenden Motivation zu bloggen.

Die Blogosphäre in der Krise - wer hätte das gedacht?! Vor Kurzem, z.B. auf der 10. Republika, feierte sich die Community noch selbst - von Jahr zu Jahr hatte die Anzahl der Tagungsgäste zugenommen und inzwischen wurden sogar schon Stimmen laut, die den Verlust der familiären Atmosphäre beklagten. Das macht einen nicht gerade glauben, die Blogosophäre läge danieder. Auf den ersten Blick. Der zweite zeigt: an der Diagnose könnte was dran sein.

Ok, ich selbst bin jetzt nicht gerade der Hardcore-Blogger und auch sonst nicht so häufig in der Blogosphäre unterwegs. Denn ja länger ich surfe, desto unzufriedener werde ich durch das reine Konsumieren - sofern ich noch die Intention habe, selbst zu bloggen. Das Problem sind - genau wie beim Fernsehen - nicht die vielen Einträge, deren Form und Inhalt zu wünschen übrig lassen. Sondern ganz im Gegenteil sind es die guten Inhalte, die interessanten Beiträge, die Frust erzeugen. Denn schnell bemerkt man: Selbst bei einem 24stündigen Lesemarathon würde man kaum alle die Inhalte erfassen können, die einen interessieren. Es gibt zu viel guten Content, als dass man ihn bewältigen könnte. Mit dieser langsam zur Erkenntnis wachsenden Ahnung stirbt die Lust am Lesen fremder Beiträge ab. Lieber was anderes machen. Oder den Rest des Tages, ausgehend von ein paar zentralen Blogs, surfen - ohne zu kommentieren. Einige Blogs, wie fefe oder nerdcore, sind ja prima Einsprungstellen in die Weiten des Netzes.

Doch die Masse an Blogs bewirkt noch einen weiteren Effekt - nämlich das Gefühl, selbst nichts Originelles mehr zu sagen zu haben: alles wurde schon gebloggt, und zwar ganz sicher profunder und eloquenter als man selbst es vermag. Und wenn nicht heute, dann gestern. Und wenn nicht heute und gestern, dann morgen. Also lässt man nicht nur das Lesen, sondern auch das Schreiben.

Wir fassen zusammen: nicht der schlechte, sondern der gute Content befördert die Schrumpfung der Blogosphäre! (Ganz ähnlich übrigens Magdalena auf 25uhr: How Success Kills Usability.)

Aber Moment mal: Schrumpfung? Ja, genau! Die Blogosphäre krankt, doch sie stirbt nicht. Nach einer ersten Phase der Euphorie, in der jeder auf den hippen Zug aufgesprungen ist, kommt jetzt die Phase der Gesundschrumpfung. Natürlich wird es weiterhin Blogs geben, ist doch klar. Ziemlich sicher die, welche heute die Blogcharts anführen. (Man überprüfe diese Aussage ruhig in ein paar Jahren, falls es dieses Blog dann noch geben sollte.)

Und ist das schlimm? Nein, eigentlich nicht. Denn plötzlich macht es wieder Spaß, Blogs zu lesen. Durch die Konsolidierung wird die Welt wieder übersichtlicher - ein bisschen zumindest. Und der Mensch ist nun mal ein Herdentier: Man liest gerne das Medium, das a) die eigene Meinung verstärkt (jaja, is' leider so) und b) dann auch noch viele andere Leute lesen (die ja, s. a) wie man selbst ticken). Und der Rest? Na, der stirbt ab - oder bildet kleine Blog-Cliquen aus: ganz wie früher. Vielleicht trifft man sich dann sogar mal offline. Einstmals (Präinternetium) nannte man solche Veranstaltungen "Usertreffen": Man wollte die Leute (meist Kerle), mit denen man sich austauscht, persönlich bei einem Bier treffen und mal "richtig" kommunizieren, face-to-face. Ich muss gestehen - ich finde diese Vorstellung durchaus nicht unsympathisch!

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