Donnerstag, 7. Mai 2015

Café philosophique Berlin

Seit 2012 trifft sich eine Gruppe von Philosophie-Interessierten in Berlin-Mitte zu monatlichen Diskussionsrunden. Inhalt der Veranstaltungen sind philosophische und gesellschaftliche Themen. Nun hat das Café philosophique Berlin endlich eine eigene Facebook-Seite.

Donnerstag, 26. Februar 2015

Das Banner der Aufklärung

Nicht die "Speerspitze der Aufklärung" ist Satire, sondern deren Banner. An ihr zeigt sich der Grad der Zivilisierung einer Gesellschaft.

Zivilisiert ist diese, wenn Meinungs- und Kunstfreiheit nicht mit Furcht vor Gewalt einhergehen muss. Weder staatlicher noch krimineller.

Wer seinem Chef die Meinung sagt, muss mit Konsquenzen rechnen, selbst wenn er im Recht, der Chef im Unrecht ist. Kurzfristiger Schaden für den Gefeuerten, langfristiger Schaden für den Chef.

Ebenso eine Gesellschaft, eine Religionsgemeinschaft. Straft sie Meinungs- und Kunstfreiheit ab, schadet sie sich auf lange Sicht selbst. Daher der Artikel 5 GG. Wer die Schere im Kopf fordert, läuft Gefahr, sich damit selbst die Augen auszustechen.

Was dazu gehört

Folgende Aussagen sind wahr:
  • Das Grundgesetz gehört zu Deutschland
    • als seine Basis.
    • Das finden die meisten gut.
  • Der Mittelstand und der DFB, die Parteien und die DFG gehören zu Deutschland
    • als seine Säulen.
    • Das finden viele gut.
  • Der Nationalsozialismus und der Holocaust gehören zu Deutschland
    • als (untote?) Leichen im Keller.
    • Das wird von den meisten bedauert.
Mitnichten folgt aus der Wahrheit einer Aussage ihre Bedeutung. Doch auch diese gehört dazu. Nur welche?

Mittwoch, 17. September 2014

8-Bit Philosophy - Episode 1: What is Real? (Plato)

Es ist immer wieder erfreulich, zeitgeistgerechte Darstellungen philosophischer Gedanken zu entdecken. Leider ein allzu seltenes Vergnügen. Der Serie der 8-bit-Philosophy ist dies jedoch grandios gelungen.



Das platonische Höhlengleichnis ist freilich bereits hinlänglich bekannt und daher nurmehr in der audiovisuellen Umsetzung originell. Die weiteren Folgen dagegen thematisieren auch weniger geläufige Gedanken. Sehr erfreulich!

Freitag, 20. Juni 2014

Der Gehalt nackter Kunst

(Zum Ansehen des Videos ggf. bei YouTube anmelden.)

Eine junge, attraktive Frau steigt frühmorgens mit den übrigen Passanten in die Straßenbahn. Sie ist nackt. Außer einer Brille, halbhohen Damenschuhen und einer größeren Handtasche trägt sie nichts. Auf ihrem Körper stehen mit dicken Lettern die Worte SLIP, BRA, SHIRT, JACKET, PANTS geschrieben. Ihre langen braunen Haare sind zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.

Die Performance-Aktion der Künstlerin Milo Moiré trägt den Titel "The Script System". Auf ihrer Homepage erklärt sie die Performance mit Verweis auf das automatenhafte Verhalten der meist noch müden Menschen am frühen Morgen. Die "radikale Nacktheit" der Künstlerin würde dabei "zum Abwehrschild gegen das Stereotype" und mache sie "paradoxerweise zur Unsichtbaren."

In der ersten Anschauung hat diese Kunstaktion wenig radikales Potenzial. Eine junge Frau läuft nackt herum - das ist in der Kunstwelt wahrlich nichts Neues. Das "Tapp- und Tast-Kino" Valie Exports (1968-71) mutet da weitaus revolutionärer an, oder auch die Masturbationsperformance, die Charles Gatewood 1970 mit einem Modell inszenierte.

Freilich: Kunst und Künstler müssen sich entwickeln dürfen. Und manche Performancekunst vollzieht sich eben im öffentlichen Raum. Auch Leonardo bedurfte der Übung, und füllte zahllose Blätter, bevor er sich an die Mona Lisa setzte. Entsprechend wäre es ungerecht, jede öffentliche Kunstaktion gleich mit dem Maßstab unsterblicher Werke zu bewerten.

Doch lässt man sich auf die Kunst-Etüde Moirés ein, öffnet sich unversehends doch eine interessante, von der Künstlerin vielleicht gar nicht intendierte Interpretationsebene.

Denn was geschieht hier tatsächlich? Eine junge Frau nutzt nackt am frühen Morgen den öffentlichen Nahverkehr. Die Menschen betrachten sie allem Anschein nach nicht. Eher kann man vermuten, dass sie verlegen wegschauen. Der Nackten folgt eine Kamera - und mit dem allzu offenkundigen Betrachten des entblößten Körpers setzt man sich der Gefahr aus, selbst ins Blickfeld zu geraten. Also schaut man weg, und hofft, dies schütze vor Vereinnahmung in die Kunstaktion. Der proklamierte Schutzschild läge damit nicht bei der Künstlerin - sondern den (vermeintlichen) Nicht-Be(tr)achtern.

Denn der nackte Körper in der Alltagsöffentlichkeit ist stets auch Ausdruck einer Aggression. Mutwillig übertritt der/die Nackte die Schranken der gesellschaftlichen Norm und bringt damit seine/ihre diesbezügliche Geringschätzung zum Ausdruck. Für eine junge, gutaussehende Frau gilt dies freilich im geringeren Maße als für einen Mann. Dessen nackter Körper wird im Zweifelsfall aufgrund des unterstellten höhren Gewaltpotenzials eher als anstößig erlebt, und damit - zumindest steht das zu vermuten - schneller zum Objekt polizeilicher Repression, als der weibliche.

In der Duldsamkeit gegenüber der Performance zeigt sich also einerseits die Bereitschaft, Kunst gewähren zu lassen, solange sie einen nicht unerwünscht mit einbezieht. Jeder nach seiner Façon eben. Die Reaktion der Passanten sagt mehr über den erfreulich toleranten Zustand unserer Zeit, als über den - fragwürdigen - künstlerischen Gehalt der Aktion.

Dienstag, 26. April 2011

Existenzialistisches Star Wars

Ernsthafte und ernstzunehmende Philosophie ist im Netz nicht so leicht zu finden. Dafür gerne spielerische Adaptionen. Hier sind einige Szenen aus Star Wars mit Texten von Jean Paul Sartre unterlegt. Die Tonspur ist auf Französisch, die Untertitel auf Englisch. Auch nicht schlecht.

 

Montag, 28. März 2011

Anmerkungen zum Wahlausgang in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz

Der Wahlabend verlief spannend, die Sieger waren erwartungsgemäß Grün und, trotz allem, Rot. Auf der Verliererseite stehen zu Recht CDU und FDP, die nicht nur für hausgemachte Fehler abgestraft wurden (etwa der Umgang mit der Kritik an Stuttgart 21), sondern auch die Rechnung für die katastrophale Politik auf Bundesebene zu begleichen hatten. Und ganz richtig erkannten alle Protagonisten die überragende Bedeutung der Atomkatastrophe in Japan als wesentlichen Faktor für die Stimmverteilung an.

Es sei vor allem den Grünen von Herzen gegönnt, nun einmal richtig zu feiern. Sie haben mächtig Oberwasser, was gut und wichtig ist, sind sie doch die einzige Partei in der bundesdeutschen Parteienlandschaft, die für tatsächliche Nachhaltigkeit steht. Soziale Gerechtigkeit ist zweifelsohne bedeutsam, ebenso sind es bekömmliche Rahmenbedingungen für das Unternehmertum. So oder so: Arbeit muss sich lohnen, und auch wer keine hat - das gehört zum sozialethischen Konsens unserer aufgeklärten Gesellschaft - hat Anrecht auf soziale Teilhabe. Ohne eine gesunde Natur jedoch, die die zentrale Grundlage unserer Existenz darstellt, geht es nicht. Bei Strafe des Untergangs sind wir gehalten, pfleglich mit ihr umzugehen, uns in ihr zu verorten und einzurichten, statt sie zu unterwerfen. Für diese Denkungshaltung steht - zumindest in meinen Augen - die Politik der Grünen. Weiter so!

Allerdings dürfen die phantastischen Wahlergebnisse nicht darüber hinweg täuschen, dass sie lediglich eine Momentaufnahme der aktuellen Befindlichkeiten darstellen. Im Moment ist Fukushima das alle Gemüter bewegende Thema - zulasten etwa der sozialen Erhebungen in der arabischen Welt, die mit einigem Abstand an die zweite Stelle der allgemeinen Aufmerksamkeit gerutscht sind. Das wird nicht immer so bleiben - auch Katastrophen nutzen sich ab. Bald schon wird beispielsweise der eigene Geldbeutel seinen Anteil an den alltäglichen Überlegungen einfordern - und manchen mag dies dann doch dazu veranlassen, seine Entscheidung zugunsten des teureren Ökostroms noch einmal zu überdenken.

Vor allem ist aber die Bereitschaft der Wähler zur taktischen Stimmabgabe ins Kalkül zu ziehen. Das mag tröstlich sein für die SPD, die in Baden-Württemberg, vor allem aber in Rheinland-Pfalz schmerzliche Stimmverluste hinnehmen musste. Doch sind viele SPD-Wähler einer rot-grünen Konstellation nicht abgeneigt. Wer diese stärken möchte, wählt dann halt auch mal grün, selbst wenn er oder sie die SPD an der Regierung sehen möchte. Dies sei all jenen mit auf den Weg gegeben, die jetzt die SPD um Kurt Beck schlecht reden.

Für die Grünen bedeutet dies aber ein Aufruf zur Vorsicht: bei den nächsten Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz werden ihre Stimmanteile wohl wieder schmerzlich schrumpfen. Hoffentlich auf noch über 5, aber wahrscheinlich doch weniger Prozent als gestern. Was nicht unbedingt an den Ergebnissen ihrer Politik liegen muss, sondern der Taktik geschuldet wäre.

Ähnlich stellt sich die Lage im Ländle dar, wo noch immer und trotz allem die CDU ein massives Wählerpotenzial besitzt. Dieses Mal hat es hauchdünn für Grün-Rot gereicht. Doch - siehe oben - Regierungen nutzen sich ab. Es wird die Grünen erhebliche Anstrengungen kosten, das Wählerpotenzial zu binden - und gegebenenfalls zu stärken. Und diese Anstrengungen liegen vor, nicht hinter ihnen!

Das soll den Wahlsiegern nun nicht die Sektlaune verderben. Vielmehr sollen diese Anregungen helfen, auch die nächste Wahlen zu gewinnen, möglichst auch wieder in Baden-Württemberg. Das wäre der beste Beleg für eine wahrlich nachhaltige Politik. Und wer weiß - vielleicht wird irgendwann ja auch einmal Bayern grün...